Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

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Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von 1912 » 06.06.2018 11:50

Lübbecker Kreiszeitung, 06.06.18
TuS muss seine Personalpolitik hinterfragen
Was bei den Lübbeckern auffiel: Bankdrücker trotz neuen Vertrags – Tempospiel – taktische Disziplin

Volker Krusche

Lübbecke(WB). Nach dem feststehenden Abstieg aus der Handball-Bundesliga wird allerorten viel diskutiert und gerätselt, warum es den TuS N-Lübbecke denn erwischt habe. Gründe werden zuhauf ins Feld geführt, wobei möglicherweise jeder einzelne schon ausschlaggebend gewesen sein könnte, den Sturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. Die LÜBBECKER KREISZEITUNG beleuchtet einige Dinge, die ihr vor und während der Saison 2017/2018 aufgefallen sind.

Personalpolitik 1
Ein Jahr lang war man beim TuS auf Suche nach einem geeigneten Halblinken, wollte sich unbedingt Zeit lassen, um dann den richtigen Mann präsentieren zu können. Herausgekommen ist ein Spieler aus dem »Mutterland« des Handballs, Katar. Die Bundesliga nur aus Erzählungen gekannt, sollte Marko Bagaric wohl angesichts seiner Größe von 2,02 Metern der neue Heilsbringer sein. Welch fataler Trugschluss. Seine Akklimatisierung, die noch von einer Verletzung »torpediert« wurde, dauerte lange, auch weil es ihm an Fitness und Wettkampfhärte fehlte. Das als Ergebnis einer mehr als einjährigen intensiven Suche.

Personalpolitik 2
Warum Lukasz Gierak einen neuen Vertrag erhielt, ist vielen Fans ein Rätsel. Wahrscheinlich um den allgemein recht unbekannten polnischen Landsmann am Kreis, Patryk Walczak, nach Lübbecke zu locken und ihn am Wiehen zu unterstützen. Da sich der TuS aber für Gierak und gegen Ante Kaleb entschied, war es umso unbegreiflicher, dass es der Kroate war, der in den entscheidenden Partien auf der Platte stand, während der Pole auf der Bank schmorte.

Personalpolitik 3
Um als Aufsteiger in der 1. Bundesliga bestehen zu können, muss schon Vieles passen. Zumindest aber muss man erwarten können, dass der eigene Rückraum, wenn man schon über insgesamt sieben Spieler für die drei Positionen verfügt, mehr Akzente setzen, als Fehler produzieren wird. Das konnte von der zweiten Reihe der Lübbecker allerdings überhaupt nicht behauptet werden. Durchschlagskraft, Chancenverwertung, Treffen richtiger Entscheidung, Ballsicherheit – alles Dinge, bei denen unübersehbare Schwächen die Aktionen bestimmten.

Personalpolitik 4
Schaut man sich bei anderen Bundesligisten, insbesondere den Topteams um, dann dauert es oftmals nur ein halbes Jahr, bis ausländische Spieler sich auf Deutsch verständigen können. Beim TuS ist es jedoch so, dass man auch nach fast zwei Jahren auf Spieler trifft, mit denen man Gespräche auf Englisch führen muss. Integration in eine Mannschaft und ein Umfeld muss vom neuen Mann betrieben werden. Allerdings fühlen sich Spieler auch seitens der Verantwortlichen etwas im Stich gelassen. Und hier gilt: Wer sich nicht wohlfühlt, bringt auch nicht seine beste Leistung. Vielleicht muss das Zusammenspiel Spieler-Verein außerhalb des sportlichen Sektors verbessert werden.

Kein schöner Handball
Am Ende würde es keinen kratzen, wenn eine Mannschaft keinen schönen, dafür aber einen effektiven Handball spielt. In etwa so, wie es der FC Schalke 04 in der abgelaufenen Saison in der Fußball-Bundesliga praktiziert hat. Beim TuS aber traf beides nicht zu. Der überforderte Rückraum humpelte auf der Platte herum, ohne erkennbar effektiv sein zu können. Zu viel spielte sich zwischen den beiden Halbpositionen ab, die Außen wurden nur selten, dann aber erfolgreich ins Spiel einbezogen. Eine spielerische Entwicklung war im Verlauf der Saison kaum feststellbar.

Taktische Disziplin
Jetzt weiß man als Außenstehender natürlich nicht, was und wie die Mannschaft vor den Spielen in den Übungseinheiten trainiert. Fakt ist aber, dass Trainer Aaron Ziercke seine Mannen wohl stets auch eingehend und detailliert im taktischen Bereich auf den Gegner vorbereitet hat. Das jedenfalls bestätigten seine Jungs fast Woche für Woche. Das Problem nur: Sie setzten die im Training erarbeiteten Vorgaben in den Spielen nicht um.

Tempospiel – wo?
Immer und immer wieder forderte Aaron Ziercke das Tempospiel von seiner Mannschaft ein. Angesichts weniger Abwehr-Angriffswechsel sollten Ballgewinne umgehend durch Konter zu einfachen Toren genutzt werden. Hinzugesellen sollte sich eine deutlich verbesserte zweite und dritte Welle. Für ein Team, dass die schwächste Durchschlagskraft aller Bundesligisten besaß, war das angesichts einer sehr viel stabileren Deckung förmlich ein Muss. Nur gesehen hat man davon kaum etwas. Leichte Tore Fehlanzeige!

Zwei wichtige Eckpfeiler
Tim Remer ist ein Mann der offenen Worte. Er geht geradeaus. Und genau so ein Mann fehlte Lübbecke spätestens nach dessen Kreuzbandriss und dem zusätzlichen Ausfall von Jens Bechtloff. Trainer Ziercke suchte vergeblich nach einem Leader. Es waren einfach zu viele introvertierte Spieler im Kader. Keiner, der mal auf den Putz haute und die anderen mitriss. Ein Ergebnis der Zusammenstellung der Mannschaft.

Nicht genutzte Variante
Kenji Hövels verletzt, Ante Kaleb lange nicht in Form – da schien auch eine Besetzung der Rückraummitte mit Pontus Zetterman möglich. Doch der schnelle und technisch versierte Linkshänder kam nach seinem vergeblich forcierten Abgang Richtung Stuttgart nicht über das Bankdasein hinaus. Im rechten Rückraum fehlte ihm allerdings eindeutig die Erstligatauglichkeit.

Nur ein echter Gewinner
Es war nicht alles schlecht, was die Saison des TuS N-Lübbecke in der 1. Bundesliga ausmachte, wenngleich der Schatten gegenüber den lichten Seiten klar dominierte. Aus dem Drittligateam von GWD Minden durch Aaron Ziercke geholt, war Joel Birlehm der einzig wirkliche Gewinner im TuS-Team. Er trat in der Bundesliga auf, als wäre er sportlich nie woanders zuhause gewesen. Mit seinen gerade erst 21 Jahren dürfte er in den Fokus viele Erstligisten gerückt sein und könnte eine vielversprechende Zukunft haben. Auch Luka Rakovic spielte eine gute Saison, stieg er als »Nachrücker« doch ohne Saisonvorbereitung ein.

Erstes Kooperations-Ergebnis
Eigentlich hatte man damit gerechnet, mal ein Talent aus der Bundesliga-Jugend der JSG NSM-Nettelstedt als Perspektivspieler fest im TuS-Kader zu begrüßen. Stattdessen wurde aus der Not eine Tugend gemacht und von Kooperationspartner LiT NSM mit Jan-Eric Speckmann ein Spieler hochgezogen, der nach dem Ausfall von Tim Remer als Backup für Jens Bechtloff angesehen wurde. Nach kurzer Zeit musste der Oberligaspieler aber von Beginn an in der 1. Bundesliga ran. Trotz des Abstiegs der Lübbecker ging für »Specki« somit ein Traum in Erfüllung.
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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von Tus123 » 06.06.2018 15:58

Alles zutreffend! Ich habe nichts mehr hinzuzufügen!

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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von ehemaliger » 06.06.2018 19:49

Sehr zutreffend.

Ich hoffe einfach das auf diesen Artikel endlich mal ein Statement vom Verein folgt! Und bitte keine Ausreden mehr!

Seit der "Schöngarth-Katastrophensaison" habe ich mir KEIN Spiel des TuS live angesehen. Ich war einfach nur enttäuscht vom Verein. Wenn jetzt endlich mal was wirksames passiert bin ich gerne wieder bereit mich in die Halle zu stellen. Egal welche Liga - Hauptsache ich darf ehrlichen, echten Handball sehen!


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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von The Kay » 06.06.2018 22:04

Bleibt abzuwarten, ob der Artikel bei der Aufarbeitung der Saison auf dem Gesprächstisch liegt.

An personelle Konsequenzen in der Führung glaube ich nicht, dafür sind Armin und Zlatko zu dicke miteinander.

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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von 1912 » 07.06.2018 10:30

Lübbecker Kreiszeitung, 07.06.18
Mi., 06.06.2018
Das WESTFALEN-BLATT analysiert die Leistungen der TuS-Spieler in der abgelaufenen Saison Zu viele Baustellen im Rückraum
Seine Angriffseffektivität ließ zu wünschen übrig: Marco Bagaric leistete sich eine Unmenge an Fehlwürfen.

Seine Angriffseffektivität ließ zu wünschen übrig: Marco Bagaric leistete sich eine Unmenge an Fehlwürfen. Foto: Thomas F. Starke
Von Volker Krusche

Lübbecke (WB). Hinter dem TuS N-Lübbecke liegt eine intensive Saison, eine mit vielen Tiefen und wenigen Höhen. Dass man als Aufsteiger keine Bäume würde ausreißen können, war schon vor dem ersten Anpfiff klar. Im Verlauf der Meisterschaftsrunde wurde aber immer deutlicher, dass die personelle Zusammenstellung der Mannschaft entscheidende Defizite aufweist.

Defizite, die auch Trainer Aaron Ziercke eingestehen musste, als er vor dem Schlussspurt der Serie eingestand, »dass wir ausnahmslos introvertierte Spieler in unserem Team haben.« Und genau die Tatsache, dass keiner da war, der seine Kollegen mitreißt, sie in den Kampfmodus führt und im Spiel Zeichen setzt, ließ die TuS-Auftritte nicht selten blutleer wirken.

Erst als alles schon verloren schien, zeigte die Mannschaft Charakter, erwies sich in Berlin und gegen Flensburg als Wadenbeißer, der sich erst in den Schlussakkorden abschütteln ließ, und zeigte in Gummersbach, dass man sich eben doch gegen den Abstieg stemmen kann. In Lemgo war es dann wieder typisch: Der TuS ist das Team der zwei Gesichter. Fazit: Es fehlte – insbesondere im Rückraum – an der Qualität für die 1. Bundesliga!

Dass es am Ende nicht mit dem Erreichen des gesteckten Zieles geklappt hat, lag zweifellos auch daran, dass das zuvor gegen die Mitkonkurrenten auf eigener Platte Verpasste nicht zwangsläufig in zwei Schlüsselspielen wieder gerade zu biegen war. Dem Aufstieg folgte nun also gleich wieder der Abstieg. Man musste letztlich in Ludwigshafen einen finanziell schlechter gestellten Gegner überraschend den Vortritt lassen. Das lag zweifellos an vielen Schwachpunkten innerhalb des TuS-Teams. Das WESTFALEN-BLATT analysiert die einzelnen Mannschaftsteile des TuS:

Tor

Unbestritten der Bereich mit den geringsten Problemen. Hier war man absolut wettbewerbsfähig, was insbesondere auch an der positiven Entwicklung von Joel Birlehm lag.

Peter Tatai : Der Ungar startete bärenstark in die Saison, war gerade von den Außenpositionen nur schwer zu bezwingen. Bestätigte zu diesem Zeitpunkt nachhaltig seine Position als Nummer eins. Doch die schwand im Verlauf der Saison mehr und mehr, was an seinem immer stärker werdenden Pendant lag. Insgesamt lieferte der Routinier aber eine ordentliche Saison ab – allerdings mit größeren Schwankungen. Im HBL-Ranking nimmt er Platz 16 ein, kam bei einer Spielzeit von 18:57 Stunden auf insgesamt 201 Paraden, davon elf Siebenmeter. Seine Quote lag bei 28,51 Prozent gehaltener Bälle. War mit sechs Strafminuten Strafbankkönig aller Torhütern. Tatai erzielte zwei Tore.

Joel Birlehm : Die Entdeckung der Saison. Im Sommer erst aus der Drittligamannschaft von Nachbar GWD Minden gekommen, zeigte er schnell, dass er mehr wollte, als nur den Nummer-Zwei-Status. In zahlreichen Spielen, darunter beide Derbys, zeigte Birlehm sein Können und war mehrfach bester Lübbecker Spieler. Klar, dass der 21-Jährige das Interesse anderer Klubs weckte. So soll sich der SC DHfK Leipzig angeblich für die Zeit nach der Saison 2018/19 seine Dienste bereits gesichert haben. Birlehm stand 15:03 Stunden auf der Platte, wehrte dabei 190 Bälle, darunter vier Siebenmeter ab. Damit kam er auf eine Quote von 32,37 Prozent gehaltener Würfe. Im Liga-Ranking liegt er als 17. vor so namhaften Torhütern wie Malte Semisch, Dario Quentstedt, Milos Putera, Andreas Wolf, Johan Sjöstrand oder Peter Stochl. Drei Tore gingen auf sein Konto.

Abwehr

Piotr Grabarczyk : Am Abwehrspezialist schieden sich die Geister. Nicht selten setzte Trainer Aaron Ziercke auf ein anderes Duo im Innenblock. Der Pole schien seine besten Jahre hinter sich zu haben, wirkte häufig zu langsam, was sich in Toren, Siebenmetern oder Zeitstrafen niederschlug.

Gesetzt war Nils Torbrügge , der seine Aufgabe gut löste, aber als einer – wenn nicht der einzige - offensichtlich richtig zupackende Deckungsspieler häufig die Strafbank drückte. Youngster Moritz Schade löste seine Aufgabe gut, ebenso Lukasz Gierak , der zumindest in der Defensive seine Erwartungen erfüllen konnte. Eine Bank war indes Jens Bechtloff . Licht und Schatten wechselte derweil bei Jo Gerrit Genz , der in einigen Spielen schlicht überfordert schien. Oft musste ihm Rechtsaußen Luka Rakovic helfen, so dass dessen Gegner dadurch entscheidende Freiräume erhielt.

Kreisläufer

Zwar gingen knapp 15 Prozent aller TuS-Tore auf die Konten von Nils Torbrügge und Moritz Schade, die zudem noch einige Siebenmeter rissen, das Duo strahlte aber nicht die Gefahr aus, wie andere Kollegen in der Liga. Das lag aber wohl auch am Zusammenspiel mit dem Rückraum.

Nils Torbrügge : Als Kreisläufer ist man immer darauf angewiesen, was man an Zuspielen erhält. Da hakte es im Lübbecker Angriffsspiel. Der Kapitän machte seine Sache daher recht gut. Seine Effektivität wird überraschen, denn von 80 Würfen verfehlten nur 17 ihr Ziel. Ihm unterliefen aber auch 24 technische Fehler.

Moritz Schade : Im Gegensatz zur Torbrügge muss er noch an seinem Abschluss feilen. 31 Tore gingen in 33 Spielen auf sein Konto, fast die gleiche Zahl fand nicht ihr Ziel – zumeist aber spektakuläre, freistehende Würfe. Die bleiben verstärkt in Erinnerung. Schade hat mit seinen 22 Jahren die sportliche Zukunft noch vor sich, dürfte aus dem ersten Bundesligajahr sicherlich viel mitnehmen.

Außen

Die beiden Außenbahnen waren im Angriff jene Positionen, auf denen es die geringsten Probleme gab. Einzig nach den Verletzungen von Tim Remer und Jens Bechtloff fehlte durch Ersatz Jan-Eric Speckmann auf der linken Seite logischerweise die Erfahrung. Leider erhielten alle Außen von ihren Mitspielern im Rückraum weiterhin zu wenig Bälle, sonst hätten sie sich zweifellos noch besser in Szene setzen können.

Jens Bechtloff : Einzig Verletzungen konnten »Mister Zuverlässig« stoppen. Er entpuppte sich schnell als Bester aller Außen. War zudem sehr vielseitig einzusetzen – auch als Spielmacher in der Rückraummitte. Erzielte im Schnitt fast vier Tore und brachte zwei Drittel seiner Würfe im gegnerischen Kasten unter. Eine unverzichtbare Größe im Lübbecker Kader – gerade auch aufgrund seiner Persönlichkeit.

Tim Remer : Der Mann der offenen Worte. Als dienstältester Lübbecker Spieler nahm er gerade nach Pleiten kein Blatt vor den Mund, sprach Defizite offen an. Das wird dem TuS künftig fehlen. Sportlich auch in seinem zwölften Jahr am Wiehen mit seinen inzwischen 32 Jahren immer eine Bank. Bitter nur, dass der Dauerbrenner sich so schwer verletzte. Bildete mit Jens Bechtloff eine absolut bundesligataugliche Flügelzange.

Jan-Eric Speckmann : Als Back-up von Bechtloff nach der Remer-Verletzung vom Koordinationspartner Nordhemmern aus der Oberliga geholt, ging er die große Aufgabe mit viel Elan an. Sah seine große Chance, als auch »Feile« ausfiel. Sein Einsatz lässt nie zu wünschen übrig. Macht seine Rolle für seine Verhältnisse ordentlich, muss aber noch viel lernen.

Luka Rakovic : Kam nach Saisonbeginn für Ramon Tauabo, hatte also keine Saisonvorbereitung mitmachen können. Erledigte seine Aufgabe dafür aber sehr gut. Zwei Drittel seiner Würfe landeten im Tor. Hat gelernt, in wichtigen Situationen den geraden Wurf zu nehmen und auf einen Kunstwurf zu verzichten. Das hatte Trainer Ziercke ihm eingebläut. Ein Mann, der auf jeden Fall in der Bundesliga spielen kann.

René Gruszka : Die 1. Liga scheint für den 27-Jährigen eine Nummer zu groß, auch wenn man intern davon überzeugt ist, dass er auch hier ein ordentlicher Back-up sei. War hinter Rakovic aber klar nur zweite Wahl und erhielt folgerichtig keinen neuen Vertrag.

Rückraum

Die Problemzone des TuS N-Lübbecke. Das, was da war, passte irgendwie nicht zusammen. Keiner der sieben Rückraumspieler erfüllte die Erwartungen über die gesamte Saison auch nur zu 50 Prozent. Daher wurden Blick auf die neue Saison auch Veränderungen vorgenommen. Mit will man den offensichtlichen Schwächen Herr werden. Abwarten.

Lukasz Gierak : Seine Weiterbeschäftigung löst starke Zweifel aus, denn der Pole gilt als die Enttäuschung der Saison. Von einem Nationalspieler ist sehr viel mehr zu erwarten. Er muss die Mannschaft in schwierigen Situationen führen und sich nicht als Mitläufer verstecken. Als Werfer im linken Rückraum zu schwach, fehlte ihm in der Mitte der Spielwitz, dem ihm Kenji Hövels oder Ante Kaleb voraus hatten. 49 technische Fehler sind die mit Abstand höchste Quote beim TuS. Nur fünf Spieler in der ganzen Liga (darunter Julius Kühn als zweitbester und Christoph Steinert als elftbester Schütze sowie Spielmacher Morten Olsen) weisen einen schlechteren Wert auf. Seine Angriffseffektivität für die in 34 Spielen erzielten 82 Tore lag bei 37 Prozent. Als Anspieler an den Kreis war Gierak der schwächste der Rückraumspieler. Leistete sich dabei die mit Abstand meisten Fehlpässe im TuS-Team. Hatte nur vier lichte Momente in der abgelaufenen Saison.

Marco Bagaric : Muss von seinem Mittelmann »geholt« werden, was einzig Kaleb, nicht aber Gierak gelang. War nur dann stark, wenn für ihn gespielt wurde. Einzelaktionen ohne Tempo mit unvorbereiteten Würfen gingen – wen wundert’s – in der Regel schief. Erzielte hinter Jaanimaa (inklusive Melsungen) und Bechtloff die meisten Tore (88), wies aber auch die mit Abstand meisten Fahrkarten (133) auf. Nur sechs Toptorjäger der Liga liegen hier noch höher. Sie wiesen aber alle eine deutlich bessere Wurfeffektivität auf.

Ante Kaleb : Lange Zeit schmorte er zu recht auf der Bank. Kaleb wirkte nicht austrainiert und fand bei seinen Kurzeinsätzen kaum ins Spiel. Die Schwäche Gieraks und die lange Verletzungspause Hövels eröffneten ihm dann allerdings Chancen, um sich zu zeigen. Das gelang ihm über weite Strecken der Saison nur mit mäßigem Erfolg. Selten ließ der Kroate aufblitzen, was er kann. Gegen Saisonende war er aber eine unverzichtbare Größe im Angriff. Er erhielt keinen neuen Vertrag, wurde Gierak in den finalen Partien am Saisonende aber vorgezogen.

Kenji Hövels : Es wirkt, als wäre die 1. Bundesliga für den kleinen Spielmacher eine Nummer zu groß. Allerdings hatte ihn eine frühzeitige, langwierige Verletzung so stark zurückgeworfen, dass eine Antwort darauf nur schwer möglich ist. Wird sich in der kommenden Saison in Liga zwei aber sicherlich einfacher beweisen können.

Dener Jaanimaa : Wurde folgerichtig in der Winterpause geholt, weil vom Duo Zetterman/Genz viel zu wenig Torgefahr ausging und der TuS für jeden Gegner leicht auszurechnen war. Der Linkshänder konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen lange Zeit nicht bestätigen. Erst auf der Zielgeraden der Saison war er die erhoffte Verstärkung. Erzielte in den letzten vier Spielen 32 Tore! Muss in der neuen Spielzeit viel stabiler in seiner Leistung werden, wenn er trotz Vertrag nicht noch vom TuS-Zug abspringt.

Jo Gerrit Genz : Er ist jung, er ist groß, er will – und trotzdem wirkt er überfordert. In der Defensive gesetzt, ließ er sich von einigen Gegenspielern zu leicht austanzen. Und vorn muss seine Durchschlagskraft deutlich größer werden. Obwohl mit seinen 23 Jahren noch jung, reicht es dauerhaft nicht, nur ein Talent zu sein. In der 2. Liga dürfte es für Genz aber leichter sein, sich zu beweisen.

Pontus Zetterman : Der Topspieler der 2. Bundesliga kam im Handball-Oberhaus überhaupt nicht zurecht. Die belle etage war aufgrund seiner fehlenden Wurfkraft aus dem Rückraum eine Nummer zu groß für ihn. Allein mit seinen technischen Fähigkeiten konnte der Schwede die gegnerischen Abwehrspieler nicht beeindrucken. Dürfte in der neuen Saison bei Zweitligist Coburg aber bestimmt wieder aufblühen.

http://www.westfalen-blatt.de/Lokalspor ... -Rueckraum
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Beitrag von regrebsak » 08.06.2018 07:40

NW 8.6.18 = TUS N Lübbecke,
Weiter mit dem bisherigen Personal.

Alles bleibt beim alten Trott.
ETAT bleibt bei € 2,5 Mio.
So ist die 1. Handball Bundesliga nicht zu halten

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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von The Kay » 08.06.2018 15:13

Immerhin mit einer "gelben Karte"...

AG:
»Ich habe allen eine klare Ansage gemacht, dass ich Konsequenzen ziehe, wenn es nicht besser wird. Und dabei rede ich nicht zwangsläufig vom Trainer.«

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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von ehemaliger » 08.06.2018 15:15

regrebsak hat geschrieben:NW 8.6.18 = TUS N Lübbecke,
Weiter mit dem bisherigen Personal.

Alles bleibt beim alten Trott.
ETAT bleibt bei € 2,5 Mio.
So ist die 1. Handball Bundesliga nicht zu halten
Aber es stehen ALLE Verantwortlichen "unter Beobachtung ".

....Ui...Wie spannend...NICHT!

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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von 1912 » 11.06.2018 21:37

Neue Westfälische, 08.06.18
Weiter mit dem bisherigen Personal
Handball: Armin Gauselmann nimmt Stellung zu dem Gespräch mit Trainer Aaron Ziercke, Geschäftsführer Torsten Appel und Teammanager Zlatko Feric. Saisonziel ist der Wiederaufstieg

Von Rainer Placke

Espelkamp. Personelle Konsequenzen bleiben aus - dafür wurde per Handschlag unter Männern eine engere und bessere Zusammenarbeit vereinbart. Der TuS N-Lübbecke wird in der kommenden Saison versuchen, mit dem Führungstrio Aaron Ziercke als Trainer, Torsten Appel als Geschäftsführer sowie Zlatko Feric als Teammanager den sofortigen Wiederaufstieg in die Handball-Bundesliga in Angriff zu nehmen. Das ist das Ergebnis der zweistündigen Zusammenkunft dieses Trios mit Beiratssprecher Armin Gauselmann, in dem kritische Worte fielen, um die am vergangenen Sonntag mit dem Abstieg in die 2. Liga beendete Saison aufzuarbeiten.

"Ich erwarte von Aaron Ziercke, Torsten Appel und Zlatko Feric eine vertrauensvollere und engere Zusammenarbeit"

Zunächst einmal ließ Armin Gauselmann die verkorkste Serie aus seiner Sicht Revue passieren. "Wir haben nach unserem Aufstieg gesagt, dass der Klassenerhalt eine feine Sache, der Abstieg allerdings auch kein Beinbruch sei, weil wir die Qualität der geholten Spieler realistisch eingeschätzt haben. Mir hat jedoch die Art und Weise missfallen, wie die Mannschaft und die Verantwortlichen - da schließe ich mich auch ein - teilweise aufgetreten sind", fand Gauselmann deutliche Worte der Kritik, die er genau so an die Verantwortungsträger im sportlichen Bereich richtete. "Wir haben es nicht geschafft, einer zutiefst verunsicherten Mannschaft Hilfsmittel an die Hand zu geben, den Kopf oben zu behalten", gab Gauselmann zu. "Wir haben uns sehr kritisch über den Saisonverlauf ausgetauscht und natürlich auch über die Art der Zusammenarbeit gesprochen. Ich erwarte von Aaron Ziercke, Torsten Appel und Zlatko Feric eine vertrauensvollere und engere Zusammenarbeit. Das habe ich sehr deutlich gemacht", ergänzte Gauselmann, der vor allem Aaron Ziercke den Rücken stärkte. "Er stand für mich nie zur Disposition. Er bleibt, weil ich glaube, dass er gelernt hat und einige Dinge anders angehen wird. Er genießt weiterhin das Vertrauen und erhält die Chance, den Unfall des Abstiegs zu reparieren" stellte Gauselmann klar.

Außerdem stellte der Beiratssprecher des TuS N-Lübbecke klar, dass er der Meinung ist, das Führungstrio könne in Zukunft vertrauensvoll zusammenarbeiten. "Es stehen alle unter Beobachtung, nicht nur der Trainer", so Gauselmann. Er konnte nach dem zweistündigen Gespräch eine "gewisse Erleichterung bei allen" spüren, weil "das Gespräch offen und ehrlich geführt worden ist". "In erster Linie müssen sich Aaron Ziercke und Zlatko Feric viel regelmäßiger austauschen, was zuletzt wohl nicht mehr der Fall war. Gerade die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden soll und muss besser werden", deutete Gauselmann gewisse atmosphärische Störungen im Vorfeld des Gesprächs an.

Zudem war es Armin Gauselmann ein echtes Bedürfnis, etwas zu der finanziellen Situation des TuS N-Lübbecke zu sagen. "Wir haben nach dem Abstieg vor zwei Jahren den Etat reduziert. Es wird bei den aktuellen Zuwendungen bleiben. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir mit dem Etat von 2,5 Millionen Euro den Abstieg hätten vermeiden können, wenn alle Zahnräder ineinander gegriffen hätten", so Gauselmann. Eine Erhöhung der finanziellen Zuwendungen schloss er aus, weil es "uns werbemäßig überhaupt nichts bringt". "Wir unterstützen den TuS N-Lübbecke, um den Zuschauern in der Umgebung Spitzensport präsentieren zu können", ergänzte der Beiratssprecher.

Auch im Hinblick auf die kommende Saison in der 2. Bundesliga äußerte sich Armin Gauselmann. "Wir streben den sofortigen Wiederaufstieg an. Mit dem vorhandenen Spielermaterial sollte das auch möglich sein", s Gauselmann. Zu diesen Spielern zählen für ihn natürlich auch Torhüter Joel Birlehm ("Ich glaube es täte ihm gut noch ein Jahr gemeinsam mit Peter Tatai das Gespann beim TuS N-Lübbecke zu bilden") und Linkshänder Dener Jaanimaa, der nach der Begegnung in Lemgo vorsichtig Abwanderungsgedanken geäußert hatte. "Sowohl Joel Birlehm als auch Dener Jaanimaa haben gültige Verträge bei uns", ergänzte Armin Gauselmann.
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Re: Lübbecker Kreiszeitung: Saisonanalyse

Beitrag von 1912 » 11.06.2018 22:10

Ok, dann auch mal meine "zwei Cent" zur aktuellen Lage beim TuS:

Über das Sportliche hat Volker Krusche in seinen Artikeln wohl beinahe alles gesagt; das allermeiste unterschreibe ich so 1:1; manche Dinge hätte ich sogar weit drastischer ausgedrückt.

Dennoch kann ich die allgemeine Kritik - nichts ändere sich - nicht nachvollziehen.

Insofern hier mal ein neuer Ansatz der Gesamtbetrachtung:

Bekanntes bezweifeln! - Das ist die Triebfeder der Entwicklung der Gesellschaft allgemein und des Menschen insbesondere.

Hätte nicht irgendwann mal jemand mal ein Stück Fleisch absichtlich in ein natürlich ausgebrochenes Feuer gehalten: Kochen, Konservierung und "geplantes" Feuer gäbe es nicht.

Wäre Leif Eriksson wider bekanntem Wissen nicht nach Westen gesegelt: Amerika wäre wohl erst von Kolumbus (unter den gleichen Vorzeichen) entdeckt worden (aus aktuellem Anlass wäre es besser gewesen, es nie zu finden, aber das ist ein anderes Thema :wink:) .

Hätte Kopernikus (und alle nach ihm) nicht das bekannte Weltbild bezweifelt, würden wir immer noch glauben, die Erde sei der Mittelpunkt aller Universen und alles drehe sich um sie.

In einem wesentlich kleineren Rahmen haben die Verantwortlichen des TuS jetzt auch Bekanntes bezweifelt, nämlich den hier traditionellen Mechanismus, den Trainer bei der kleinsten Unwägbarkeit recht "unehrenhaft" zu feuern und nach einem Abstieg nahezu die gesamte Mannschaft auszutauschen.

Es gibt hinreichend Erfahrungswerte in Mannschaftssportarten, auch im Handball, dass die Erfolgschancen (auch mit den üblichen Schwankungen) mittelfristig überpropotional steigen, wenn Trainer und Mannschaft über einen längeren Zeitraum im Kern zusammenarbeiten können.

Der TuS war hier endlich einmal konsequent, nachdem die Entscheidung gefallen war, den Vertrag von Aaron zu verlängern.

Früher hätte man ihm (auch trotz des beschissenen Spielplans zu Beginn der Serie und dem positiven Wissen, dass es einen schlechten Start geben muss) im November den Stuhl vor die Tür gestellt, hätte einen "Feuerwehrmann" geholt, der womöglich nur gekommen wäre, wenn er einen Vertrag für anderthalb Jahre bekommen hätte. Am Ende der Saison wäre auch der gegangen worden, trotz Vertrag. Danach wären dann auch sehr viele Spieler abgehauen...

Ich finde diesen neuen Weg zunächst erst einmal konsequent.

Hier wurde endlich einmal Bekanntes bezweifelt. Nicht in jedem Fall führte das Bezweifeln von Bekanntem zum Erfolg oder zum Fortschritt. Aber es gab nie Erfolg oder Fortschritt, ohne dass zuvor Bekanntes bezweifelt wurde.

Insofern hat der für den TuS "neue Weg" in meinen Augen eine faire Chance verdient. Es ist einen Versuch wert. Versuch macht klug!

Zu Altbekanntem kann man notfalls immer noch zurückkehren...
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